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Donnerstag, 18. März 2010

Die "Almtherapie" im ZDF.

Nun ist es geschlagene zwei Wochen her, dass ich zum ersten Mal wissentlich Kenntnis von dem "bekannten Neurobiologen Dr. Hüther" (ich habe wie gesagt noch nie nachhaltig von ihm gehört, wird der Mann von der seriösen Fachwelt ernsthaft wahrgenommen?) und seiner Alm-Therapie nahm. Dies geschah im Rahmen eines Beitrages in der eigentlich sehr guten ZDF-Reportagereihe 37°. Die nachfolgenden Gedankengänge entstammen meinem Eintrag im Forum der SHG Duisburg als direkte Reaktion auf die Sendung und spiegeln ausdrücklich meine persönliche Meinung und Auffassung wieder:


"Nunja... wie Du schon an anderer Stelle sagtest, Thomas... ihm (Dr. Hüther) wurde (in den öffentlich-rechtlichen Medien) eine Plattform gegeben. Das eine ist ja, dass solche eine Werb... falsch... Sendung somit aus unseren Gebührengeldern finanziert wurde.
Der andere (und mMn viel üblere Punkt) ist der, dass ein Sender wie das ZDF, und erst recht eine normalerweise mMn extremst gute (weil sehr einfühlsame und objektive) Dokureihe wie "37 °" diesen mäßig "originellen" Ideen einen seriösen Anstrich geben.

Zu den Inhalten der "Alm-Therapie" bzw. zu der Art der Darstellung möchte ich folgendes sagen:


Gut finde ich prinzipiell den Gedanken, die Kinder (zeitweise!) für die Therapiesituation aus ihrem gewohnten sozialen Umfeld zu nehmen. Richtig ist es auch, dass diese Kinder sich vermehrt über ihre Stärken, nicht nur über ihre Schwächen definieren sollen, und man ihnen von daher Erfolgserlebnisse verschaffen muss. Ist allerdings beides nix neues und auch keine Erfindung von Dr. Hüther. Damit hats sich aber auch schon mit "dem Positiven".

Stattdessen...
- die Kinder lebten während der gesamten 8 Wochen nicht nur außerhalb ihres sozialen Umfeldes, sondern 8 Wochen lang komplett außerhalb der Zivilisation. Wie sollen Kinder/Menschen in einer solchen Modellsituation neues Verhalten lernen das sie im realen Leben weiterbringt, und vor allem das sie dort umsetzen können? Diese Alm ist eine Art Käseglocke, nach acht Wochen werden die Kinder zurück in die Realität geschmissen und werden dann plötzlich mit "der Wirklichkeit" konfrontiert bzw. werden auf die Nase fallen.

- ein Crash-Kurs über 8 Wochen, um Probleme (auch abseits der Kernsymptome Unaufmerksamkeit und Unruhe, die ja bei der [dieser] ADHS-Therapie überhaupt nicht konstruktiv angegangen wurden!) zu lösen... Wie utopisch. Neben den Erwartungen an die Maßnahme, an die Kinder(!), und letzten Endes auch an sich selbst, wird die Annahme in den Raum gesetzt eine ADHS-Therapie allgemein sei in solch einer (oder ähnlich kurzen) Dauer erfolgreich zu meistern und das Problem mit dieser richtigen Methode schnippschnapp in den Griff zu bekommen. Letztendlich wird evtl. sogar der (gesamtgesellschaftlich und für den einzelnen Betroffenen gesehen) fatale Gesamteindruck erweckt: ADHS ist doch gar nicht so schlimm. (Der Punkt übrigens, den ich dieser Reportage mit am übelsten nehme!). Damit potenziert Dr. Hüther den Druck, den er angeblich nehmen will um einiges.

- Die Eltern wurden doch weitgehend alleine gelassen. Eine anständige ADHS-Therapie ist multimodal angelegt, und bezieht neben Eltern auch das soziale Umfeld (im Fall von Kindern und Jugendlichen die Schule und ggf. den Kinderarzt) mehr oder weniger intensiv mit in das Geschehen ein und hält einen engen Kontakt. Nach meiner Erinnerung gab es ein Gruppenelterngespräch. Die Eltern wurden alleine gelassen mit ihren Problemen. Wie eine Mutter dem Sinne nach optimistisch sagte: "Jetzt muss ich überlegen, wie ich das Positive, das in den Kindern gepflanzt wurde umsetze und pflege".

-Ein Betreuer sagte am Ende noch: "Jetzt bitte ich euch: Setzt das fort, was in den 8 Wochen gepflanzt wurde". Unverantwortlich, die Kinder vor solch eine Anforderung zu stellen, an der sie immer wieder scheitern werden.

-die Gabe von Medikamenten wurde stigmatisiert und ausgeschlossen. Entweder - oder.
In den Kindern und/oder den Eltern wurde eine wahrhaftige Ablehnung von Metylphenidat produziert bzw. gefördert. Kein ernstzunehmender Experte schließt (bei einer erforderlichen Medikamentierung) ein multimodales Behandlungskonzept aus.

-Dr. Hüther, und selbst der Moderator sprach von Metylphenidat als einem Medikament, "das die Kinder ruhig stellt"

-sehr unschön fand ich auch, dass der kleine Adrian (Teilnehmerkind des Projektes) dann noch in die Sendung musste und vor Studiopublikum und vor laufenden Kameras über sich erzählen bzw. diskutieren lassen musste. In dem Zusammenhang fiel mir auch auf wie gerne Hüther und auch Lanz das Wort Kuhsch... in den Mund nahmen, und wie sie Adrian anscheinend als das glückliche Kind darstellen wollten, das dort oben wieder aufgeblüht ist, und eben am liebsten Barfuß den ganzen Tag in Kuhsch... sprang. Wie einfach und plakativ! (zu dumm nur, dass Adrian bei der Nachfrage nach seiner Lieblingsbeschäftigung auf der Alm auch nach mehrmaligem Nachfragen leider nicht selber "in Kuhsch... springen" sagte, und der Moderator es ihm förmlich in den Mund legen musste).

-dass Dr. Hüther sein Projekt jetzt bundesweit vermarktet und zu einem Preis von 2000 Euros anbietet war dann noch der krönenende Gipfel. MMn wird da versucht, eine (sehr vorsichtig gesagt) nicht unbedingt preisgünstige Therapie mit fraglichem Erfolg vielfach an den Mann/die Frau/die Eltern zu bringen.

-der vor Rührung weinende Betreuer (die nach meinem Eindruck allesamt keinen fundierte Ahnung von ADHS hatten) beim feedback mit den Eltern am Ende der Reportage war dann noch der endgueltige Knaller schlechthin."

Freitag, 12. März 2010

Aller guten Dinge sind drei...

Nun ja - nach dem auch der zweite Versuch des Blogs nicht so richtig ans Laufen kam, gibt es hier nun einen dritten Anlauf...
Ich habe dazu noch Co-Autoren eingeladen, die hier mitschreiben sollen. Vielleicht schaffen wir es ja zusammen, diesen Blog irgendwie ans Laufen zu kriegen.

Also dann - mal los !

Montag, 5. Mai 2008

Auf ein neues...

nun ja - nachdem der erste Versuch mit dem Blog irgendwie kläglich gescheitert ist, versuche ich es hier und jetzt noch einmal. Mal sehen ob ich es diesmal schaffe...